Weshalb schlafen wir?
Menschen verbringen 1/3 der Zeit schlafend. Schlaflosigkeit führt zu Stimmungsveränderungen, kognitiven Dysfunktionen (Konzentrations- und Gedächtnisstörungen), abnorme Hormon-Rhythmen, sogenannten Schlafdeprivation u.a. Schlaf ist essentiell für die Hirnfunktionen.
Wie wird der Schlaf reguliert?
Die Formatio Reticularis (Hirnstamm), Thalamus (Zwischenhirn) und Hypothalamus steuern den Wachzustand und den Aufmerksamkeitsgrad. Die Erregung des Thalamus durch Neurotransmitter (Hirnbotenstoffe) aktiviert und erhöht die Aufmerksamkeit. Hemmende Hirnzellen führen zur Abnahme der Aufmerksamkeit und Schlafeinleitung. Die Formatio Reticularis enthält das aufsteigende retikuläre Aktivierungssystem (ARAS). Bei Dunkelheit reguliert der Hypothalamus den Schlaf durch Verminderung der chemischen Stoffe Histamin und Orexin. Dadurch sinkt die Aufmerksamkeit.
Der Nucleus suprachiasmaticus (SCN) im Hypothalamus hat direkte Verbindungen aus der Netzhaut des Auges (Retina) und stimuliert die Freisetzung des Schlafhormones Melatonin. Gegenseitige Hemmung zwischen «Arousel» und Schlaf produzierenden Schaltkreisen führen zu Wechsel zwischen Schlaf- und Wachstadien. Diese Wechsel werden durch Orexin-Neurone gesteuert.
vPAG ventrolaterale periaqueductale graue Substanz
LDT Lat.-dors. Tegmentaler Nucleus
LHA Lat. Hypothalamus
PPT Pedunculopontiner Tractus
LC Locus coeruleus
Raphe Raphe Nucleus
TMN Nucleus tuberomammillare
BF Basales Frontalhirn
Ursachen der Schlafstörung
- Internistische Erkrankungen: kardiovaskuläre, pulmonale, endokrin-metabolische Erkrankungen, Schlafapnoe
- Neurologische Erkrankungen: degenerative Erkrankungen, Restless Legs Syndrom (RLS)
- Physiologisch: Jetlag, Schichtarbeit
- Psychiatrische Erkrankungen: Affektive Störung, Angst- und Zwangserkrankung, Schizophrenie, Suchterkrankung
- Pharmakologisch: Alkohol, Koffein, Nikotin, Blutdruckmedikamente, Kortison, Antidepressiva, Zytostatika, Schilddrüsenpräparat
Abklärungen
Schlafapnoe, nächtlicher Myoklonus, RLS, nächtliche Anfälle, Narkolepsie, Parasomnien, gestörter Schlaf-Wach Rhythmus, Herzrhythmusstörungen, chronifizierte Insomnie, Wirkungen von Medikamenten.
Schlafmittel (Hypnotika)
Benzodiazepine und Benzodiazepin-ähnliche Substanzen (Z-Schlafmittel)
Benzodiazepine wirken schlafanstossend, anxiolytisch (angstlösend), muskelentspannend, antikonvulsiv (antiepileptisch). Sogenannte «Z-Schlafmittel» sind keine Benzodiazepine im eigentlichen Sinn. Sie wirken als selektive Agonisten (Aktivierung) der Benzodiazepin-1-Rezeptoren, Untereinheiten der GABAA-Rezeptorkomplexe. Benzodiazepine und Z-Schlafmittel reduzieren die Schlaflatenz (Einschlafzeit), reduzieren die Häufigkeit und Dauer der Wachphasen. Im Gegensatz zu den Benzodiazepinen haben die Z-Schlafmittel keinen Einfluss auf die Gesamtdauer des paradoxen Schlafs (REM, Rapid Eye Movement, Traumphasen). Ihnen fehlt der muskelrelaxierende und antikonvulsive Effekt. Unerwünschte Wirkungen der Benzodiazepine und Z-Schlafmittel sind Sedation (Schläfrigkeit), kognitive Dysfunktionen (Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen), psychomotorische Beeinträchtigungen, Stürze, Frakturen, Verkehrsunfälle, Atemdepression.
Substanz (Benzodiazepine und Z-Schlafmittel) | Wirkungseintritt
(Minuten) |
Dosis
(mg) |
Zolpidem (Stilnox®) | 10-20 | 5-10 |
Zolpidem (Stilnox CR®) | 10-20 | 6.25-12.5 |
Zopiclon (Imovane®) | 10-30 | 3.75-15 |
Triazolam (Halcion®) | 10-20 | 0.125-0.25 |
Flurazepam (Dalmadorm®) | 15-30 | 15-30 |
Flunitrazepam (Rohypnol®) | 15-30 | 1-2 |
Nitrazepam (Mogadon®) | 15-30 | 5-10 |
Antidepressiva
Trazodon (Trittico®), Mirtazapin (Remeron®), trizyklische Antidepressiva wie Doxepin (Sinquan®), Trimipramin (Surmontil®), Amitriptylin (Saroten®) sind in niedriger Dosis schlafanstossend.