Angsterkrankungen - Psychiatrische Praxisgemeinschaft Zürich | PPZ

Angsterkrankungen

Ursachen

Angsterkrankungen oder Angststörungen sind nach neueren epidemiologischen Studien ein häufiges und weit verbreitetes Phänomen in der Allgemeinbevölkerung. Familiäre Belastung mit einer psychischen Störung gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für eine Angststörung. Panikstörungen haben unabhängig von depressiven Symptomen ein 18-fach erhöhtes Risiko zur Folge für Suizidgedanken und Suizidversuche.

Diagnosestellung

Die Vielzahl der Angstsymptome wird in der ICD-10 unterteilt in vegetative Symptome, Symptome, die Brust- und Bauchbereich betreffen, psychische Symptome, allgemeine Symptome. Symptome der Anspannung und unspezifische Symptome werden nur bei der generalisierten Angststörung zusätzlich beschrieben. Jede in der ICD-10 aufgelistete Angststörung wird mit Hilfe dieser 6 Symptomkategorien umschrieben.

nach ICD-10
Phobische Störungen
Agoraphobie
Agoraphobie mit Panikstörung
Soziale Phobien
spezifische Phobien
Andere Angststörungen
Panikstörung
Generalisierte Angststörung
Angst und depressive Störung gemischt

nach DSM-5
Panikstörung ohne Agoraphobie
Panikstörung mit Agoraphobie
Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte
Soziale Phobie
spezifische Phobie
Zwangsstörungen
Posttraumatische Belastungsstörung
Akute Belastungsstörung
Generalisierte Angststörung
Angststörung bei körperlicher Erkrankung
Substanzinduzierte Angststörung
Angststörung, nicht näher bezeichnet

ICD-10: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme 10. Revision
DSM-5: Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung

Neurobiologie der Angsterkrankungen

Die Rolle der Amygdala (Mandelkern), die gegenseitigen Verbindungen zwischen Amygdala und dem präfrontalen Kortex (vordere Hirnrinde) sind die Schwerpunkte der neuroanatomischen und Bild gebenden Forschung bei Angststörungen. Auch die krankhaften Veränderungen in den Reize wahrnehmenden Prozessen im vorderen Inselgebiet sind Gegenstand der aktuellen Untersuchungen. Angststörungen sind gekennzeichnet durch verschiedene Veränderungen im Bereich des neurochemischen Systems. Bei der Panikstörung sind die Hirnbotenstoffe Serotonin (5-HT), Noradrenalin, γ-Aminobuttersäure (GABA) und Cholecystokinin (CCK) beteiligt. Einige Bild gebende Studien deuten auf eine serotonerge Fehlfunktion in der vorderen Hirnregion hin, die bei der Krankheitsentstehung der generalisierten Angststörung (GAD) eine neurobiologische Rolle spielt. Mehrere Medikamente, die auf das serotonerge System einwirken, sind bei Angststörungen wirksam. Angstlösende Medikamente treten auf unterschiedliche Weise mit dem Serotonin-System in Wechselwirkung, entweder direkt, um die Serotonin-Aktivität zu senken, oder indirekt, um eine durch Stress induzierte Aktivierung zu unterdrücken.

 

Behandlung der Angsterkrankungen

In der Psychopharmakotherapie der Angststörungen sind die Serotonin Wiederaufnahme hemmenden Antidepressiva die Medikamente der ersten Wahl. Ihre Wirksamkeit bei Panikstörung, GAD, posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD), sozialer Angststörung und Zwangsstörung wurde in mehreren kontrollierten Studien belegt. Diese Substanzen sind gut dokumentiert, sowohl für die Akutbehandlung, als auch zur Prophylaxe. Nicht Serotonin wirksame Medikamente wie Buspiron sind nur bei der Generalisierten Angststörung wirksam. Antiepileptische Medikamente (Pregabalin, Gabapentin) und atypische Antipsychotika (Olanzapin, Quetiapin) sind wirksam bei Angststörungen. Benzodiazepine werden sehr häufig verwendet und sind vor allem bei Panikstörungen und bei sozialer Angststörung effektiv. Neben der Psychopharmakotherapie haben psychotherapeutische Verfahren, wie kognitive Verhaltenstherapie, einen wichtigen Stellenwert.

 

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