Pharmakogenetik
Die Pharmakogenetik ist ein Teilgebiet der Pharmakologie, welches sich mit dem Einfluss genetischer Merkmale auf die Wirkung von Medikamenten beschäftigt.
Forschungsergebnisse des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München haben gezeigt, dass das Ansprechen auf Antidepressiva massgeblich mit dem ABCB1-Gen zusammenhängt. Dieses Gen liegt auf dem Chromosom 7 und ist für die Bildung des P-Glykoproteins (P-gp) zuständig. Das P-gp behindert das Eindringen Antidepressiva durch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke in das Hirn. Dadurch kommt es zu einer verminderten Konzentration von Antidepressiva im Hirn.
P-Glykoprotein: Funktion und Hemmung
ABCB1-Test
Mit dem ABCB1-Test wird schneller das richtige Medikament bei Depression gefunden. So können erfolglose Behandlungsversuche und unerwünschte Nebenwirkungen vermieden werden. Variationen des ABCB1-Gens beeinflussen die Funktion der Blut-Hirn-Schranke. Dabei haben Träger der Genvariante 1 deutlich bessere Erfolgsraten als Träger der Genvariante 2.
Die Schweiz. Gesellschaft für Angst und Depression (SGAD), die Schweiz. Gesellschaft für Biologische Psychiatrie (SGBP) sowie die Schweiz. Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) empfehlen im Rahmen der Akutbehandlung der Depression die ABCB1-Bestimmung.
Genotypisierung, SNPs und Genvarianten
ABCB1-Genotypisierung |
Genvariante |
Ergebnisinterpretation |
rs2032583: CC (homozygot) oder CT (heterozygot) rs2235015: TT (homozygot) oder GT (heterozygot)
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1 | erleichterte Passage von Antidepressiva durch die Blut-Hirn-Schranke |
rs2032583: TT (homozygot) rs2235015: GG (homozygot)
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2
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verminderte Passage von Antidepressiva durch die Blut-Hirn-Schranke
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P-Glykoprotein
Substrate des P-Glykoproteins (Diese Medikamente passieren die Blut-Hirn-Schranke nur bei Genvariante 1 in ausreichender Menge) |
Non-Substrate des P-Glykoproteins (Diese Medikamente passieren die Blut-Hirn-Schranke bei beiden Genvarianten in ausreichender Menge) |
Paroxetin (Deroxat®), Citalopram (Seropram®), Escitalopram (Cipralex®), Venlafaxin (Efexor®), Amitriptylin (Saroten®), Nortriptylin (Nortrilen®), Trimipramin (Surmontil®), Sertralin (Zoloft®), Vortioxetin (Brintellix®), Doxepin (Sinquan®) | Fluoxetin (Fluctin®), Mirtazapin (Remeron®), Agomelatin (Valdoxan®), Bupropion (Wellbutrin®) |
Pharmakogenetisches Screening
Die Klinik für Klinische Pharmakologie und Toxikologie des Universitätsspital Zürich bietet in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Genetik der Universität Zürich ein Pharmakogenetisches Screening an. Für die Analyse wird Pharmakogenetik-Panel DMETTM Plus microarray chip verwendet. Dieser microarray chip deckt nahezu 2’000 genetische Varianten aus 231 Genen ab, die wichtig sind für die Aufnahme, den Metabolismus und die Elimination von Medikamenten. Zudem werden wichtige Informationen zu Transport (Blut-Hirn-Schranke, Blut-Organ-Schranke) geliefert.
Links
Personalisierte Depressionstherapie
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